Um Luftbilder aufzunehmen, muss man ein Flugzeug benutzen, das Sprit verbraucht, fossilen Brennstoff also. Nicht erst seit Sommer 2022 mache auch ich mir mehr und mehr Gedanken zu diesem Thema.
Im Frühjahr 2023 wird das von mir gegründete Unternehmen Nürnberg Luftbild 20 Jahre alt. In dieser Zeit hat sich vieles verändert. Begonnen habe ich 2003, indem ich mir hauptsächlich eine Cessna 172 mit einem Piloten gechartert habe. Das Baujahr dieser Maschinen liegt irgendwo in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts, die Technologie stammt sogar aus den 50ern. Diese Flugzeuge besitzen einen durch regelmäßigen Austausch der wichtigsten Komponenten am Leben erhaltenen amerikanischen Lycoming-Boxermotor mit etwa 150 bis 180 PS, die er aus fast 6 Liter Hubraum gewinnt. Diese Maschinenbausaurier, die mangels Nachfolgeentwicklungen immer noch gebaut und genutzt werden, benötigen so genanntes AvGas, einen weiterhin mit Tetraethylblei versetzten Kraftstoff, weil die alten Maschinen bleifreie Kraftstoffe gar nicht vertragen. Eine Cessna 172 verbraucht davon pro Stunde ca. 35 Liter und kommt in dieser Zeit etwa 180 km weit. Das sind fast 19,5 Liter pro 100 km, etwa soviel wie ein flott gefahrener SUV oder ein kleiner LKW.
Die bis vor etwa 8 Jahren von mir hin und wieder gecharterten Kleinhubschrauber vom Typ Hughes 300 oder Robinson R44 besitzen den gleichen Motor, verbrennen aufgrund der komplexen Hubschraubertechnologie sogar fast 50 Liter AvGas pro Stunde, sind dabei aber deutlich langsamer und brauchen damit etwa so viel wie ein voll beladener Sattelschlepper pro 100 km (der allerdings Diesel tankt).
Das sind nicht die einzigen Gründe, weshalb ich seit etwa 10 Jahren mehr und mehr, und seit etwa 7 Jahren fast ausschließlich mit so genannten Ultraleichtflugzeugen ca. 25 mal pro Jahr unterwegs bin. Diese mit Mann und Maus höchstens 600 kg schweren Fluggeräte (man erkennt sie am einfachsten am Kennzeichen, das in Deutschland mit D-M… beginnt) haben moderne kleine österreichische Rotax-Motoren, die mit gerade einmal 1,2 Liter Hubraum (Größenordnung VW Polo) 80 PS erzeugen und damit zwei Personen mit etwa 8 Liter bleifreiem Superbenzin 100 km weit transportieren. Das entspricht dem Verbrauch eines normalen Mittelklassefahrzeugs. Nur dass wir im Flugzeug damit effektiv noch weiter kommen, weil wir im Gegensatz zum Auto Luftlinie fliegen.
Auch die Lebensdauer eines Flugzeugs - egal welcher Klasse - liegt im allgemeinen weit über der Nutzungsdauer eines Autos. 50 Jahre sind hier keine Seltenheit. Hinzu kommt, dass durch die extreme Leichtbauweise der Ultraleichtflugzeuge auch vergleichsweise wenig Ressourcen eingesetzt werden. Jeder Kleinwagen wiegt leer meist das doppelte (VW Polo um 1.200 kg) als unsere Maschine voll besetzt und abflugbereit. Und das sogar inklusive großem Rettungsfallschirm, der im Notfall die ganze Maschine sicher zu Boden schweben lässt. Hier liegen meiner Meinung nach im Automobilbau noch viele Möglichkeiten brach, die wir dem hohen Komfort und der Sicherheit opfern.
Fairerweise muss man anmerken, dass die meisten Cessnas, die vollbesetzt etwa 1.050 kg wiegen, eine umfangreichere Avionik haben, also eine bessere Ausstattung der Instrumente und Flugelektronik, weshalb in bestimmten (Sperr-)Gebieten oder nachts nur mit ihnen geflogen werden darf. Für solche Zwecke greife auch ich noch hin und wieder auf Maschinen der so genannten Echo-Klasse (Kennzeichen D-E...) zurück.
Noch energiesparender, so werden Sie jetzt zurecht einwenden, wäre der Einsatz einer Drohne. Das ist richtig, aber damit kann, bzw. darf man nur 120 m hoch fliegen. Um aber ganze Städte, Industriegebiete, große Seen oder Großbaustellen im Ganzen aufzunehmen, reicht diese Höhe bei weitem nicht aus. Um eine Kleinstadt von ca. 20.000 Einwohner komplett auf ein Bild zu bekommen, ist eine Flughöhe von mindestens 600 m über dem Gelände erforderlich. Außerdem ist die Kamera-, bzw. die Bildqualität auch guter Drohnen noch lange nicht mit der von mir eingesetzten Nikon Z7II vergleichbar.
Für Aufnahmen kleinerer Objekte oder einzelner Gebäude aus niedrigen Flughöhen verwende ich dennoch immer häufiger Drohnen, deren Bildqualität auch immer besser wird. Man muss nur bedenken, dass ich, um zum Aufnahmeort zu kommen, mit meinem ca. 5,5 Liter pro 100 km Diesel verbrauchenden Auto auch erst dort hin und wieder zurückfahren muss.
Hajo Dietz