Der Blick von Südosten zeigt den Bereich zwischen dem Frankfurter Kaiserdom und dem Römerberg mit der 2018 im Rahmen des „Dom-Römer-Projekts“ fertiggestellten Neubebauung (siehe auch Luftbild T04271244). Das Stadtquartier bildet den Kern der alten Reichsstadt, deren Ursprünge in die Karolingerzeit zurückreichen: Hier befand sich eine Königspfalz, auch die Vorgängerbauten des Kaiserdoms St. Bartholomäus reichen in das 9. Jahrhundert zurück.
Aus der Pfalz entwickelte sich im Mittelalter eine der bedeutendsten Handelsstädte Deutschlands. Das spätmittelalterlich-frühneuzeitliche Stadtbild mit seinen weit über 1.000 historischen Bürgerhäusern blieb in großen Teilen bis zur Zerstörung im Zweiten Weltkrieg erhalten. Der Wiederaufbau ließ eine moderne Stadt entstehen, deren wirtschaftliche Dynamik sich in der für deutsche Städte einmaligen Skyline widerspiegelt. Im alten Stadtkern bilden historische Gebäude nur noch Traditionsstätten in einer von Nachkriegsarchitektur geprägten Umfeld.
Mit dem Dom-Römer-Projekt ist es gelungen, einen kleinen, aber bedeutenden Teil des verlorenen Stadtbildes wieder in das Bewusstsein zurückzuholen. Nachdem bereits in den frühen 1980er Jahren an der Ostseite des Römerbergs z.T. freie Rekonstruktionen der dortigen Fachwerkbebauung entstanden waren, folgte von 2012 bis 2018 zwischen Dom und Römer eine an der historischen Parzellierung orientierte Neubebauung mit 15 Rekonstruktionen und 20 in den Proportionen am ursprünglichen Bestand orientierten Neubauten. Zu den Rekonstruktionen, die nach strengen Maßstäben lückenloser Dokumentation des Ursprungszustands erfolgten, gehören einige der bedeutendsten und schönsten historischen Bürgerhäuser des alten Frankfurt: Die Goldene Waage gegenüber des Domturms, das Rote Haus am Alten Markt, das Goldene Lämmchen mit seinem äußerst reizvollen Innenhof und der Hof zum Rebstock mit den markanten hölzernen Galerien. Als weitere Kleinodien entstanden das Haus zum Esslinger (Wohnort von Goethes Tante Melber) und das Haus Klein Nürnberg mit seinem Erdgeschossgewölbe neu.
Die Goldene Waage, der 1619 errichtete, einst prachtvollste Renaissancefachwerkbau Frankfurts erhält zudem seine aufwendige Innenausstattung vollständig zurück und wird als Zweigstelle des Historischen Museums eingerichtet (Neubau des Haupthauses auf dem Luftbild links unten sichtbar).
Im Übrigen entstehen zwei weitere kleine Museen (Struwwelpeter- und Stoltze-Museum), Läden, Gastronomie und insgesamt 54 Wohnungen.
Mit dem Dom-Römer-Projekt erhält die moderne Finanzmetropole Frankfurt einen Teil seiner Identität zurück, die viel weiter in die Geschichte zurückreicht, als der flüchtige Betrachter ahnt.
Text: Elmar Arnhold
© Hajo Dietz | Aufnahmedatum: 27. April 2018 | Bildnummer: T04271254 | Zugriffe: 11122
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