Die heutige Karl-Marx-Allee gehört zu den bekanntesten Berliner Straßen und ist als Stalinallee sowohl in die Zeit- als auch in die Architekturgeschichte eingegangen. Die ursprüngliche Frankfurter Allee befindet sich in Friedrichshain und wurde im Zweiten Weltkrieg stark zerstört. Nach Gründung der DDR im Oktober 1949 wurde der Straßenzug zum ersten Groß- und Prestigeprojekt der Wiederaufbauplanung Ost-Berlins. Die frühen Wohnungsneubauten waren an der modernen Architektur der 1920er Jahre orientiert. Im Sommer 1950 erfolgte jedoch einen scharfer Paradigmenwechsel in der Baupolitik. Nach dem Motto "Von der Sowjetunion lernen heißt siegen lernen" wurde die stalinistische Architektur zum Vorbild für das Bauen in der jungen DDR. Hier bezeichnete man die monumentale, an historischen Baustilen angelehnte Bauweise als "Architektur der nationalen Bautradition".
Nach diesen Grundsätzen entstand unter Federführung des bekanntesten DDR-Architekten, Hermann Henselmann, in den 1950er Jahren als breite Magistrale die Stalinallee. Für die Gestaltung der großen Wohnkomplexe stand die Baukunst Schinkels Pate.
Während des Baus der Stalinallee lösten Streiks und Demonstrationen von Bauarbeitern den Volksaufstand des 17. Juni 1953 aus.
In den späten 1950er Jahren ist die kostspielige Bauweise ("Zuckerbäckerstil") durch eine industrielle Bauproduktion (Plattenbau) abgelöst worden. Dies zeigt nun der westliche Abschnitt der Allee (auf dem Luftbild oben links, im Hintergrund der Fernsehturm). Ein bedeutendes Zeugnis der DDR-Moderne ist auch das Kino Kosmos (unten rechts) von 1962.
Heute bietet ein Spaziergang vom Stadtzentrum der Hauptstadt bis zum Frankfurter Tor (unten) einen Querschnitt durch alle Epochen der DDR-Architektur.
Text: Elmar Arnhold
© Hajo Dietz | Aufnahmedatum: 27. August 2016 | Bildnummer: R08270574 | Zugriffe: 12924
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